400m - Was ist möglich? (2025)

JereemRichards hat geschrieben:Dieses Ansinnen in allen Ehren - ein bisschen überrascht bin ich schon, dass unter nunmehr 37 Antworten eigentlich keine einzige (!) dabei ist, die aussagt "Leichtathletik ist cool" oder "Sprinten macht Spaß - tu es!".

Laufsport ist großartig, aber das Laufen macht erst dann wirklich Spaß, wenn man es kann und damit meine ich nicht im Schnitt 7:00min/km durch einen Park zu hoppeln. Natürlich ist das meine ausgesprochen subjektive Sichtweise.

Was mich persönlich anfixt: die Rennsituation.

Manchmal kann ich vor lauter Nervosität in der Nacht vor einem anstehenden Rennen nicht richtig schlafen. Wenn die Nacht dann endlich vorbei ist, kreisen meine Gedanken um nichts anderes, als das Rennen. Ich bin überhaupt nicht ansprechbar, schlürfe meinen Kaffee und rutsche nervös auf dem Stuhl hin und her. Manchmal bin ich schon 3h vor dem Startschuss vor Ort, weil ich es nicht abwarten kann. Wie in Trance schwebe ich über die Messestände der Läufermesse und genieße die Atmosphäre, während die Blase das erste Mal drückt. Der Drang, ein WC aufzusuchen sucht mich alle 10 bis 20min heim und ich sage mir: hoffentlich geht das gut und es geht mir nicht wie damals Uta Pippig bei einem ihrer Marathonläufe.

50min vor dem Start, etwas zu früh, beginne ich mein Aufwärmprogramm mit Lauf-ABC. Natürlich habe ich kurz vorher die Toilette aufgesucht. Joggen, Skippings, Kniehebeläufe, Wechselsprünge, Sirtaki, Marionettenläufe, usw. Am Ende folgen drei Steigerungsläufe bis zum Sprinttempo. Das ist aber nur Show, um die Konkurrenten zu beeindrucken. Habe ich mich endlich im Startblock eingereiht, fühle ich mich beim Schaulaufen wie ein eitler Gockel, weil ich weiß, dass ich in Startblock A starten darf.

Noch 5min bis zum Start: Plötzlich spüre ich einen starken Druck auf der Blase. Was soll ich tun? 30m hinter der Absperrung steht eine Litfaßsäule...

Dann fällt endlich der Startschuss. Alle Nervosität fällt von mir ab. Ich laufe ein in einen endlos erscheinenden Tunnel, das Licht am Ende ist noch lange nicht zu sehen. Natürlich sind wieder die Rennpferde mit mir durchgegangen und ich bin viel zu schnell gestartet. Die innere Stimme sagt zu mir: Maddin, Du bist heute nicht in Form, gib auf, es hat hat keinen Zweck. Bald aber habe ich meinen Rhythmus gefunden, ich laufe nicht, ich schwebe. Es muss sich so anfühlen, als hätte ich gerade einen Joint geraucht. Meine Umgebung nehme ich nicht wahr, ich bin eins mit mir selbst. Irgendwann melden sich die Beine zu Wort, aber ich ignoriere den Schmerz und laufe in unvermindertem Tempo weiter. Noch 2km, eigentlich bin ich total platt, wäre da nicht das Publikum, das mich zusätzlich euphorisiert. Ich bündle noch einmal meine Kräfte und genieße die zweite Luft. Noch 1km, noch 900m, noch 700m, noch 500m, ich setze an zu einem langgezogenen Schlussspurt. Im Ziel sehe ich die Uhr, wird die Zeit reichen?

Ich reiße die Arme in die Höhe - eine neue persönliche Bestzeit! Jaaaaaaa! Entkräftet klappe ich zusammen, ich habe das letzte aus mir raus geholt.

Die Schinderei im Training hat sich gelohnt. Was habe ich mich gequält, wie oft hätte ich die Laufschuhe am liebsten in die Ecke geschmissen, als ich bei meinen Intervallen über die Tartanbahn gehetzt bin? Intervalltraining ist sch...! Laufen ist sch...! Gäbe es nicht die Rennen!

Um ein gutes Rennen zu laufen, an der Grenze der eigenen Leistungsfähigkeit (und nur dann ist es ein gutes Rennen), muss man hart arbeiten und auch einmal Trainingseinheiten abspulen, die keinen Spaß machen. Ich hasse zum Beispiel diese Einheit: 16 mal 300m den Berg hinauf sprinten und zurücktraben. Diese Einheit ist aber notwendig, um für die kommende Rennsituation optimal vorbereitet zu sein.

@JeremyRichards: Jogge von mir aus 400 durch den Park, ohne Arbeit und Zeit zu investieren. Du wirst aber niemals dieses Hochgefühl erleben, dass ich versucht habe mit meinen einfachen Worten zu beschreiben. Irgendwann wirst Du Dir sagen: Laufen ist sch...!

Dem setze ich entgegen: Laufen ist geil, Sprinten ist geil, Leichtathletik ist geil!

Du läufst 100m in 13sek? Dann wäre mein Ziel die 52 über 400!

Setze Dir einen Zeitrahmen von wenigstens 3 Jahren, plane 6h pro Woche Zeit ein, verzichte einfach auf das Fernsehen, 4h Lauftraining, 2h Krafttraining, trainiere Beine, Oberkörper und Bizeps. Ich bin bei den Vorschreibern, ohne Verein wirst Du die 52sek über 400m nicht schaffen. Das Training in der Gruppe motiviert zusätzlich.

Pack es an oder lass es bleiben.

400m - Was ist möglich? (2025)
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